Ich geb’s zu: Ich mag Traditionen – zum Beispiel diese beiden:
Sehr, sehr früh am Silvestermorgen (also so früh, dass ich danach garantiert zwei Tage lang übermüdete Söhne aushalten darf…) ziehen die Kinder unserer Dorfes mit Glocken los um die Bevölkerung zu wecken. Sie wünschen dabei allen, die verschlafen aus dem Fenster gucken, ein gutes neues Jahr, machen hie und da etwas Quatsch und sammeln sackweise Süssigkeiten ein. So auch gestern:
Bevor es hell wurde, standen alle Kinder vor unserer Haustür und freuten sich auf ein feines Zmorgen. Danach wurde die Beute aufgeteilt und so lange gespielt, bis die Kleinsten beinahe am Stubentisch einschliefen. Unsere Jungs lieben das Silvesterläuten!
Eine zweite Tradition die ich mag, ist die Jahreslosung. In meiner Kirche ist es Brauch, dass jeder zum Jahreswechsel ein persönliches Bibelwort zieht.
Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich.
Jesaja 26,3
Dieser Vers aus dem Buch Jesaja fiel mir zu. Er spricht mich sehr an, denn die turbulenten Zeiten rauben mir schon manchmal den Frieden. Mein Herz ist dann verzagt und unruhig. Wie sehr wünsche ich mir, „festen Herzens“ zu sein – anstatt so herumgeworfen. Doch wie kann ich ein starkes Herz haben auch wenn das Leben drunter und drüber geht?
Die Antwort aus dem neuen Testament lautet: Gott ist´s, der uns fest macht. Stimmt, ich habe ihn mehr als einmal erlebt. Diesen von Gott geschenkten Frieden in schwierigen Situationen. Diese innere Festigkeit, den festen Sinn, das starke Herz. Wie ein Wunder legt er sich auf mich, wenn ich Gott suche. Diesen Frieden erschüttert nicht gleich jedes Ereignis. Der muss nicht ständig ängstlich das Auf und Ab der Fallzahlen oder Massnahmen beobachten. Der kann seine Kinder getrost ihren Weg gehen lassen und sie in Gottes Hand wissen. Der vertraut darauf, dass Gott auch durch Krankheitszeiten trägt. Und dass er uns ganz besonders umgibt, wenn es schwierig wird.
Ist das ein schwacher Trost?
Ich denke nicht. Die Erfahrung lehrt mich etwas anderes.
