Grob überschlagen, habe ich schon über 3000 mal in meinem Leben eingekauft. Meist relativ zackig und zielgerichtet. Doch heute tümple ich hilflos und überfordert im Laden herum.

Gurken, Tomaten, Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren, Radieschen, Bohnen, Zucchetti und Peperoni kommen schon mal gar nicht in Frage. Es ist Februar. Und dann die Sache mit dem Salat: Der eine wächst zu weit weg, der andere ist blödsinnig verpackt und der dritte, der Wintersalat – hängt unseren Kindern zum Hals raus. Beim Fleisch geht’s mir ähnlich: Schwein besser nicht, Poulets fressen bekanntlich das Soja, welches in Afrika Boden wegstiehlt, Rind als Raufutterfresser ist, Schwein gehabt, okay, aber gerade wahnsinnig teuer und in die Fischlabels sollte ich mich schon lange mal reindenken. Fastfood geht eh nicht – schnell weiter zu den Milchprodukten. Der Lieblingskäse ist nicht bio, der Rahm importiert, möglichst unverarbeitet sollte alles sein… hmm…, Joghurt zu süss und sowieso und überhaupt. 

Hier stehe ich also inmitten von ungesunden, unsaisonalen, unveganen, unfairen, unregionalen, unbiologischen, unnötigen Lebensmitteln und fühle mich unsäglich unwohl. 

Während ich den noch immer leeren Einkaufswagen (wie früher den Kinderwagen) hin und her schaukle, driften meine Gedanken ab: 

Der Agronom und ich haben viel diskutiert und ein schlaues Buch gelesen zum Thema Bio und Welternährung. Ja, Bio ist gut. Besserer Nährwert, gesteigerte Rentabilität, höhere Biodiversität, verbesserte Boden- und Wasserqualität… Doch was ist mit den geringeren Erträgen und unserer Verantwortung, die Welt zu ernähren? 

Auch Ghandis Aussage schwirrt mir durch den Kopf: “Earth provides enough to satisfy every man’s needs, but not every man’s greed.“ Wieviel brauchen wir wirklich?

Ich denke an ein Treffen letztes Wochenende mit alten Freunden – allesamt ernsthaft motiviert, einen nachhaltigen Lebensstil zu leben. Je länger wir diskutieren, desto gedrängter fühle ich mich. Ich rechtfertige mich für unser Auto, für den Fleischkonsum und schlussendlich sogar für unsere vier Kinder. Äxgüsi? Echt jetzt? Zählt denn nur noch der ökologische Fussabdruck? 

Ich will zur Erde Sorge tragen. Ehrlich. Aber was ist sonst noch wichtig? 

Ein einsamer Pack Biorüebli lässt sich letztendlich von mir zur Kasse schieben. Achherrjeeminee, der reicht wohl nicht weit. Schon bald werde ich mich wieder dem Shoppingdilemma stellen müssen. Während ich die Rüebli bezahle kommt mir in den Sinn, dass ich sie auch direkt beim Bauern hätte kaufen können. Unverpackt natürlich. 

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