Am heutigen Sommersamstag gleicht unser Bauernhof einem Ameisenhaufen. Der Tag beginnt früh. Verwandte und Freunde helfen mit bei der Kirschenernte. Unser Häuschen platz aus allen Nähten. Mein Hirn rotiert. Das Handy klingelt. Bestellungen nicht vergessen. Meine Mama bringt Samir aus dem Flüchtlingsheim auch noch mit. Das Landdienstmädchen braucht Arbeit. Mittags will ich Resten auftischen. Oh, aber heute bitte kein Schweinefleisch. Die Jungs sollen ihre Zimmer pfaden und samstags wird gebadet. Ich muss noch kurz was vorbereiten, was vermailen und was für nächste Woche organisieren. Als alle schlafen, nehme ich mit Bleibeinen den klebrigen Boden auf.

Als Letztes, bevor ich ins Bett falle, stelle ich meine Lieblingstafel auf.

Und dann kommt er. Leise und freundlich:

Der charmante Sonntag.

Ich bleibe einfach liegen und geniesse das schlafende Haus. Einzig die bekannten Atemzüge neben mir, Ruedi der Güggel und ein paar Vögel sind zu hören. Kaum wage ich es, mich zu bewegen, denn dieser Moment ist zu kostbar. Mein Körper braucht diesen Tag. Mein Hirn auch. Und am meisten meine Seele. Ich liebe die Ruhe, um über Gott nach zu denken und inspiriert zu werden.

Heute muss ich fast nichts. Heute schaue ich über alles Ungetane und Unfertige hinweg. Ich habe mir die Kunst angeeignet, volle Wäschekörbe zu übersehen. Heute gehen sie mich nichts an. Ich sollte 100 Dinge – aber nicht heute. Alles kann warten. Ich geniesse die Kinder, ohne dass ein System funktionieren muss. Es gibt Pasta, Pesto und eine Flasche Wein oder wir legen ein paar Cervelats auf den Grill.

Ich bin sehr dankbar für den siebten Tag. Er ist ein Geschenk! Er ist mir heilig. 

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