Um mich her ist es grauer Winter und ich denke gern an unseren Sommerurlaub im hohen Norden zurück. Herrlich war’s!

Leider erinnere ich mich nicht nur an die himmelblauen Momente… Nebst Blaubeeren, Elchen, Wäldern, hübschen Blockhäusern und Brockenstuben, gibt es da oben nämlich auch Seen. Und eben Fische. 

Eigentlich mag ich Fische nicht so. Also frisch gefangen, gewürzt und gegrillt schon. Aber sonst – glitschig und pieksig schauen sie mich mit glasigen Fischaugen vorwurfsvoll an – danke, das muss ich nicht haben. 

Weil die Bärenbrüder aber unbedingt ihr Glück beim Fischfang versuchen wollten, kauften wir am Kiosk für ein paar Kronen eine Angelrute. Ehrlich gesagt glaubte ich nicht, dass wir damit je etwas herausziehen würden. (Logisch, ich hoffte es schon sehr, denn dies wäre bestimmt eins von den unvergesslichen Ferienerlebnissen…) Während die Männer also unermüdlich erfolglos die Angel auswarfen, hoffte ich auf einen zünftigen Fisch, der uns alle satt machen würde. 

Mitte Nachmittag, zu einer Zeit, in der niemand fischt, der etwas davon versteht, wollte ich es auch mal probieren. Mehr um auch noch mitreden zu können warf ich die Rute aus – genauso wie es zuvor unzählige Male gesehen hatte.

Es kam wie es kommen musste: Bei mir biss sofort einer an. Und was für einer! Ein Mordsding! Dieser Fisch war echt kein normaler Fisch (also so einer, wie ich ihn mir erhofft hatte). Er war riesig. Gewaltig! Anstatt Freude und Stolz, kroch Panik in mir hoch. Wirklich. Er war so elend gross und schwer und zappelig. Ich schaffte es kaum, die Rute zu halten. Entweder würde der Kerl mich in den See ziehen oder ich ihn raus. Der Wettkampf hatte begonnen. Ich musste ihn an Land bringen – doch wie nur? Jeder Versuch scheiterte. Die Rute bog sich. Und da waren sie, diese grossen vorwurfsvollen Augen. Er schaute mich direkt an. Ganz sicher. Ach, und ich fühlte mich elend. Total überfordert von der Situation. Verzweifelt schrie ich nach dem Mann, der mir vor mehr als einem Jahrzehnt gelobte, in schlechten Zeiten beizustehen. Doch dieser wusste nichts Besseres, als zu lachen. Echt jetzt? 

Nachdem der Fisch nach einer gefühlten Ewigkeit zu meiner Schande von der Angel flutschte und wahrscheinlich ziemlich glücklich abtauchte, stand ich einfach nur da. Geschockt. Der Puls raste. Vorerst war mir die Lust aufs Fischen vergangen. 

Und zum Abendessen gab es Grillkäse. 

Traumabewältigung: Fisch googeln und Antworten finden:

“Unter den Anglern gilt der Hecht als reizvolle Herausforderung. Der aggressive Raubfisch (!!!) erreicht eine Körpergröße von bis zu 1,50 m und ein stattliches Gewicht von bis über 20 kg.” Aha.

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